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„Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geht es der PR-Wirtschaft gut.“

Neo-PRVA-Präsidentin Susanne Senft hat ihren ersten Kommunikationstag hinter sich und eine ganze Funktionsperiode vor sich. Über ihre Pläne an der Spitze des Public Relations Verbandes Austria (PRVA) plauderte Senft mit dem »OBSERVER«.

OBSERVER: Beim Kommunikationstag des PRVA haben Sie einen Ihrer ersten offiziellen Auftritte als neue PRVA-Präsidentin absolviert. Welche Ziele haben Sie sich mit dem neuen PRVA-Vorstand für Ihre Funktionsperiode gesetzt?

Susanne Senft: Wir werden weiter sehr intensiv an der Professionalisierung der Branche arbeiten. Dazu gehört die Optimierung unseres Seminarangebot im Rahmen der PRVA Kommunikations-Akademie und die enge Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen. Das Österreichische PR-Gütezeichen ist ein wesentlicher Teil unserer Qualitätsoffensive. Der zweite Schwerpunkt liegt im internationalen Austausch. Der PRVA steht mit vielen Partnerverbänden in Europa in enger Verbindung, vorrangig mit jenen in deutschsprachigen Ländern. Die Erkenntnisse daraus fließen in die Verbandsarbeit ein, für die Mitglieder ergeben sich daraus unmittelbar Vorteile beim Besuch von Veranstaltungen. Und der dritte große Bereich ist die Unterstützung des Erfahrungsaustauschs der Mitglieder untereinander, durch Profi-Treffs, spezielle Veranstaltungen für bestimmte Berufsgruppen wie EPU, Agenturen, Unternehmenskommunikatoren oder NGO. Um die Wünsche und Erwartungen der PRVA-Mitglieder genau zu erfragen, haben wir am Kommunikationstag eine Mitgliederbefragung gestartet, deren Ergebnis uns bald vorliegen wird. Auf dieser Grundlage werden wir unser Programm weiter präzisieren.

OBSERVER: Noch einmal zurück Kommunikationstag: Wenn man sich die Vorgängerveranstaltung, den PR-Tag, zurückerinnert, dann gelingt es dem PRVA mit dem heuer zum dritten Mal abgehaltenen Kommunikationstag viel besser als einst, seine Mitglieder zur Teilnahme zu motivieren. Was sind die Erfolgsfaktoren des Kommunikationstages?

Susanne Senft: Der Kommunikationstag ist ein viel umfassenderes Veranstaltungskonzept. Die Keynote-Speaker sind hochrangige Experten, überwiegend mit internationalem Hintergrund. Die Möglichkeit, K. D. Paine zu hören, die hat man nicht alle Tage. Am Vormittag und am Nachmittag laufen parallel vier Panels zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen. Die Teilnehmer haben also sehr viel Auswahl. Von einigen Unternehmen weiß ich, dass mehrere Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung teilgenommen und sich über die vielen Panels verteilt haben, um praktisch alles mitzubekommen und sich danach auszutauschen. Von einigen Teilnehmern habe ich auch das Feedback bekommen, dass sie die Mischung aus Vorträgen auf hohem theoretischen Niveau und Hands-on-Praxisbeispielen sehr schätzen. Und außerdem bleibt durch die Pausen und den Ausklang viel Zeit zum Netzwerken.

OBSERVER: Heuer wurde ja schon der Festakt zum 40-jährigen Gründungsjubiläum des PRVA begangen, der Kommunikationstag 2015 ist auch Geschichte, welche weiteren Verbandsaktivitäten stehen heuer neben dem Staatspreis für PR noch am Programm?

Susanne Senft: Das dritte große Highlight vor dem Sommer ist die Verleihung des Wissenschaftspreises. Der wissenschaftliche Senat des PRVA zeichnet gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium die besten Masterarbeiten des Jahres aus. Diesmal bewerben sich mehr als 20 Jungakademiker um diese Auszeichnung. Ein sehr schöner Erfolg. Am 3. Juli startet das pr camp des PRNA PR Newcomer Austria, eine Wochenendveranstaltung mit spannenden Diskussionen, Vorträgen und viel Austausch vor allem unter den jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Auf der PRVA Website kann man sich dazu bereits anmelden. Am 21. August organisieren wir ein sportliches Event, das PRVA Golfturnier. Abgeschlagen wird am Freitag Nachmittag im GC Poysdorf. Die Einladung wird in den nächsten Tagen rausgehen, aber den Termin kann man sich ja schon mal vormerken.

OBSERVER: Wenn Sie zurückblicken, ist dann der PR-Staatspreis von den Kategorien, von der Zahl und der Qualität der Einreichungen sowie von den letztendlichen Preisträgern her so aufgestellt, wie sie sich das vorstellen?

Susanne Senft: Der PR-Staatspreis ist eine unverzichtbare Institution der Kommunikationsbranche und genießt hohe Akzeptanz. Mit der Zahl der Einreichungen sind wir sehr zufrieden. Wirklich beeindruckend ist die hohe Qualität der Arbeiten. Daran können wir ablesen, dass die Professionalität der PR-Branche nachweislich steigt. Natürlich braucht aber auch der PR-Staatspreis permanente Weiterentwicklung. So ist vor einigen Jahren das Kriterium der Wertschöpfung explizit aufgenommen worden. Einreicher müssen nachweisen, dass und wie ihre Arbeit zur Erreichung der Unternehmens- bzw. Verbandsziele beigetragen hat. 2014 wurden die Kategorien etwas modifiziert und präzisiert. Die Ausschreibung für 2015 wird demnächst veröffentlicht, diesmal sind keine Änderungen zu erwarten.

OBSERVER: In der Funktionsperiode von Ingrid Vogl, Ihrer Vorgängerin als PRVA-Präsidentin, wurde einiges in Grundlagenforschung zum Zustand der PR-Wirtschaft in Österreich investiert. Werden Sie da anknüpfen?

Susanne Senft: Die im Frühjahr 2015 präsentierte Grundlagenstudie hat dem PRVA wichtige Informationen über die Branche geliefert. Diese Informationen fließen an vielen Stellen in die Verbandsarbeit ein. So gesehen knüpfen wir an und setzen diese Arbeit fort.

OBSERVER: Um das Image der PR-Branche in Österreich war es vor einigen Jahren schon mal schlechter bestellt. Die Skandale um Hochegger, Rumpold und Co. liegen doch schon einige Jahre zurück. Kann man sich nun bequem zurücklehnen oder gilt es weiter Imagearbeit zu leisten?

Susanne Senft: Zurücklehnen kann man sich nie. An der eigenen Reputation zu arbeiten, ist eine permanente Übung. Das gilt für Unternehmen und Verbände gleichermaßen. Die von Ihnen angesprochenen Vorkommnisse waren  Gründe dafür, dass der PRVA sich einerseits so sehr für die Professionalisierung der Branche einsetzt und andererseits auch das Österreichische PR-Gütezeichen forciert. Träger des PR-Gütezeichens müssen regelmäßig nachweisen, wie sie sicherstellen, dass der Ethik-Codex des PRVA eingehalten wird – und zwar von den eigenen Mitarbeitern und auch von den wesentlichen Lieferanten. Dieser Nachweis ist einem unabhängigen Auditor gegenüber darzustellen, das ist eine sehr ernsthafte Prüfung. Dazu kommt die überaus wichtige Arbeit des PR-Ethik-Rats. Wir sehen an den Reaktionen der Unternehmen oder Medien, die vom Ethik-Rat befragt, gemahnt oder gerügt werden, dass das niemandem gleichgültig ist. Der Ethik-Rat ist eine höchst respektierte Institution. Der PRVA arbeitet also sehr intensiv an der Reputation der Branche, mit einigem Erfolg. Unsere Reputation ist ein Kernthema bei allem was wir tun.

OBSERVER: Mittlerweile gibt es neben dem PRVA in fünf Bundesländern eigene Repräsentanzen: Werden die anderen Bundesländer noch folgen?

Susanne Senft: Ich denke, dass wir mit fünf Bundesländerorganisationen sehr gut abgedeckt sind. Wien und Niederösterreich sind regional so eng verbunden, dass wir davon ausgehen, dass es hier keinen gesonderten Bedarf für eine Landesorganisation gibt. Kolleginnen und Kollegen aus dem Burgenland orientieren sich nach Wien oder nach Graz. Es gibt Gespräche mit Kärntner Kolleginnen und Kollegen, aber die sind noch offen. Wir müssen auch immer bedenken, dass alle PRVA Funktionen ehrenamtlich erfüllt werden – und deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich für ihr Engagement bedanken.

OBSERVER: Und wie soll es mit dem jungen PRVA, den PR newcomers austria, weitergehen?

Susanne Senft: Die prNa sind mit über 100 Mitgliedern eine besonders engagierte Gruppe innerhalb des PRVA. Es ist wirklich großartig, wie viele Veranstaltungen sie Monat für Monat auf die Beine stellen. Das prcamp war vom ersten Mal an immer völlig ausgebucht. Daneben gibt es zahlreiche Besuche in Agenturen, bei Verlagen, Diskussionsveranstaltungen und natürlich einen sehr intensiven Austausch über Social Media. Das Programm gestalten die prNa selbst, schließlich wissen sie am besten, was sie gerade brauchen. Eine Mitgliedschaft im prNa ist für alle, die in der Branche Fuß fassen wollen, eine wunderbare Chance Kontakte zu knüpfen und an der eigenen Karriere zu arbeiten.

OBSERVER: Ein Prestigeprojekt des PRVA in der vorigen Funktionsperiode war die Etablierung des Österreichischen PR-Gütezeichens. Hat sich das PR-Gütezeichen etabliert? Oder anders gefragt: Wie viele Unternehmen sind Ihrem Aufruf gefolgt?

Susanne Senft: Das Österreichische PR-Gütezeichen gibt es erst seit einem Jahr. Seither haben sich sechs Agenturen, zwei Unternehmen, eine Gemeinde und eine NGO zertifizieren lassen. Wir hoffen sehr, dass andere Industrien dem Beispiel von A1 Telekom und ISOVER Austria folgen. Die Gemeinde Guntramsdorf ist ein wunderbares Beispiel für die öffentliche Hand. Seit Mai dieses Jahres haben wir mit dem Österreichischen Roten Kreuz die erste NGO, deren Kommunikationsabteilung das Österreichische PR-Gütezeichen trägt. Wir wissen von einigen Unternehmen und Agenturen, dass sie sich mit den Grundlagen beschäftigen und auf eine Zertifizierung vorbereiten. Unser Ziel ist, dass das Österreichische PR-Gütezeichen ein Kriterium bei Ausschreibungen wird. Dafür müssen wir aber noch stärker werden, und daran arbeiten wir.

OBSERVER: Lohnt sich der arbeitstechnische und finanzielle Aufwand für PR-Agenturen und PR-treibende Unternehmen, sich zertifizieren zu lassen, im Alltag?

Susanne Senft: Diese Frage kann ich aus persönlicher Erfahrung mit einem absoluten JA beantworten. Entscheidend ist, dass man die Zertifizierung als ein laufendes Programm versteht, als einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Es geht um Ethik, um Kundenbindung, um Mitarbeiterführung, um Prozessmanagement und eine profunde Finanzgebarung. Wer Zertifizierung so versteht und so lebt, wird davon in jedem Fall profitieren. Die finanzielle Investition spielt sich über die Professionalisierung des Unternehmens oder der Abteilung und die Optimierung der Prozesse mehrfach ein. Das Österreichische PR-Gütezeichen verursacht keinen Mehraufwand, sondern erleichtert den Alltag und schafft damit Raum für den kreativen Teil der Arbeit.

OBSERVER: Apropos PR-Alltag: Wie geht es den PR-Wirtschaft Ihrer Ansicht nach wirtschaftlich? Wie ist es um „PR-Konjunktur“ bestellt?

Susanne Senft: Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geht es der PR-Wirtschaft gut. Natürlich dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, dass die Budgets eher straff gespannt sind. Aber das trifft uns ja nicht überraschend. Wir können uns darauf einstellen – und da sind wir wieder bei dem Punkt, den ich schon mehrmals angesprochen habe: Professionalität. Wer professionell arbeitet und klar auf den Tisch legen kann, dass Kommunikation ein elementares und unverzichtbares Element der Unternehmensführung ist, der wird sich behaupten.

Senft Susanne Kommtag

PRVA-Präsidentin Susanne Senft: „Zurücklehnen kann man sich nie. An der eigenen Reputation zu arbeiten, ist eine permanente Übung. Das gilt für Unternehmen und Verbände gleichermaßen.“

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