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Architektur und Urheberrecht

Eine neues Manz-Rechtsbuch.Die Verbindung von Rechtsberuf und Zuneigung zur Architektur motivierte Thomas Höhne zur Bearbeitung des von der Rechtsliteratur vernachlässigten Themas. Präsentiert wurde unter größter Anteilnahme am Geburtstag des Autors.
Als Überraschung für die Jubilar hatte der Manz Verlagsleiter Dr. Wolfgang Pichler ein großes (natürlich) rotes Packerl mitgebracht. Dann ging es aber sofort um die hehre (Bau)Kunst. Architekt Prof. Dr. DI Meinhard von Gerkan präsentierte ausführlich die vergangenen 17 Jahre Befassung mit dem Berliner Hauptbahnhof und dessen Status heute. Er ging in launiger und kritischer Weise auf die vielfältigen Abweichungen von den Planungen ein und beleuchtete die politische Situation mit launigen und tief blicken lassenden Bonmots.

Die Wurst ist (doch) abgebissen

Im Zuge der Planungen hatte der letzte Chef der Deutschen Bahn im Verlauf der Planungen, die schon vor der Wiedervereinigung begann, eine Kürzung des Bahnhofsdaches verfügt. Dies entsprach weder den Planungen, noch den Anforderungen, als Züge immer länger werden und Bahnhöfe regelmäßig verlängert werden. Das aufwendig konstruierte und freischwebende Glasdach wurde etwas ruppig gekürzt, was von Gerkan zur Vorsprache bei Bundeskanzler Gerhard Schröder veranlasste. Dieser meinte laut Gerkan darauf nur launig: „Stell Dich nicht so an, die Wurst ist lang genug.“

„Jung, Du hast Recht. Die Wurst ist vorne und hinten abgebissen.“ So lautete Schröders Urteil als frischgebackener Ex-Bundeskanzler der Republik Deutschland.

Erste Runde an Mehdorn

Hartmut Mehdorn, der selbstbewußte Chef der Deutschen Bahn, der seit Jahren den Börsengang vorbereitet, konnte die erste Runde für sich entscheiden. Der Architekt hat durch seine Mitarbeit an der Verkürzung des Bahnhofsdaches, seine Möglichkeit eines späteren Vorgehens gegen den Bauherren aus urheberrechtlichen Gründen verwirkt. Durch die Bearbeitung seines eigenen Werkes, kommt des zu keinem Eingriff in Urheberrechte.

Aus Schaden wurde von Gerkan klug und als der Bahnchef die aufwendig gestaltete Decke des Bahnhofsbereiches verändern wollte, arbeitete er nicht mehr mit. Statt einer an gotische Kuppelsäle erinnernden Dachkonstruktion, die die optische Klammer in dem riesigen Bauwerk ohne sichtbare Enden oder Mauern bildet, sollte eine gerade Decke kommen. Ein anderer Architekt plante die Decke ohne Rücksprache mit Gerkan.

Einen Bahnhof, keine Kirche beauftragt

So argumentierte Mehdorn für die neue Decke. Eingriff in das Werk argumentierte von Gerkan, ganz abgesehen von den leicht nachvollziehbaren optischen Vorteilen der ursprünglichen Lösung. Ein Jahr brauchte von Gerkan, um seinen Anwalt zu überzeugen und ein weiteres Jahr brauchte das Gericht erster Instanz zu seinem Urteil, das war allerdings eine Sensation.

Sieg für den Urheber

Trotz ins Feld geführten 40 Mio Euro Mehrkosten durch den Rückbau auf die ursprüngliche Konstruktion, gab das Gericht auch nach Abwägung der Interessenlagen dem Kläger Recht. Nach der pompösen Eröffnung des Bahnhofes, bei der der Architekt nicht sprechen durfte und einer darauffolgend voll abgedruckten langen Rede im kleinen Journalistenkreis von Gerkans in der Süddeutschen Zeitung war die öffentliche Meinung voll auf Seiten des Architekten. Es wird wohl einen Zug der die Instanzen geben, der nur durch öffentlichen und politischen Druck verkürzbar wäre.

Mehr über das Bauprojekt auf der Bahn-Website

Wikipedia-Link zum Bahnhof

Website von Architekt Gerkan: www.gmp-architekten.de

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